BUND Sachsen-Anhalt

Wildkatzen auf der Spur: BUND erhielt Unterstützung von Kindergruppe, Naturparks und Landesforstbetrieb

06. Mai 2024 | BUND, Wildkatze, Wälder, Naturschutz, Lebensräume

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) untersucht jährlich in ausgewählten Gebieten die Ausbreitung der Europäischen Wildkatze Felis silvestris. In Sachsen-Anhalt suchte das BUND-Wildkatzenteam in den Regionen Fläming, Goitzsche-Wildnis und in der Dübener Heide nach neuen Wildkatzenvorkommen. Ehrenamtlich unterstützt wurden sie dabei in diesem Jahr von 20 Erwachsenen und zwölf Kindern.

 (Axel Mitzka)

Nicole Hermes vom BUND Sachsen-Anhalt verfolgt ganz genau, wo die Europäische Wildkatze in ihrem Bundesland wieder heimisch ist. Die Diplom-Biogeografin ist im Projekt „Wildkatzenwälder von morgen“ tätig, das im Bundesprogramm Biologische Vielfalt gefördert wird. Teil des Projekts ist es, neue Wildkatzenvorkommen nachzuweisen.
Bereits seit 2018 unterstützt der Vorsitzende des Vereins Dübener Heide und Koordinator der zugehörigen Freiwilligen, Axel Mitzka, bei der Wildkatzenerfassung. Er warb viele Freiwillige zum Mitmachen: „Die Wildkatze ist ein Indikator für einen naturbelassenen Wald, wie es die Dübener Heide als typischer Waldnaturpark ist. Wir möchten herausfinden, ob die Art inzwischen wieder hier lebt. Zur Unterstützung haben sich erfreulicherweise mehr Freiwillige gemeldet, als erwartet.“

Einige der Freiwilligen waren bereits in der Vergangenheit dabei, andere sind Neulinge im Einsatz für Wildkatzen. Sie alle eint die Begeisterung für die Natur und ihr Erhalt. Dem Revierleiter des Landesforstbetriebs Anhalt, Uwe Robitzsch, liegt der Schutz der Wildkatzen am Herzen. Daher fand außerdem auf Landesforst-Flächen das Artenmonitoring statt.
 
Auch die Kindergruppe Teufelsstein-Strolche aus Schköna halfen mit. Die zwölf Kinder im Alter zwischen drei und zwölf Jahren lernten bei Wildkatzennachmittagen in der alten Dorfschule viel über das Aussehen und das Verhalten der Katzen. Die Kinder halfen dem BUND bei der wöchentlichen Kontrolle der angerauten und mit Baldrian als Wildkatzen-Lockstoff präparierten Holzlatte. Diese wird als Lockstock bezeichnet. Vor der Linse der zusätzlich angebrachten Wildkamera waren Tiere wie Füchse, Dachse, Wildschweine, Baummarder und Rehe.


Die Lockstockmethode – Herausfinden wo Wildkatzen leben  

Nicole Hermes erklärt, wie der BUND die Wildkatzen-Vorkommen untersucht: „Jährlich zwischen Januar und April überprüfen wir parallel zur Paarungszeit der Wildkatzen, wo diese mittlerweile wieder heimisch sind. Für den Art-Nachweis werden angeraute Zaunlatten in den Boden geschlagen, mit Baldrianextrakt benetzt und wöchentlich auf Anhaftungen von Tierhaaren kontrolliert.“ Baldrian wird eingesetzt, da sein Duft dem des Sexualhormons der Wildkatzen ähnelt. Ist eine Katze in der Nähe, wird sie angelockt, reibt sich intensiv an der Holzlatte und hinterlässt so freiwillig einige Haare für die Wissenschaft. Die Proben werden gesammelt und vom Senckenberg Institut für Wildtiergenetik ausgewertet. „Ich freue mich sehr, dass sich in diesem Jahr mit rund 20 Freiwilligen mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr für die Wildkatzen einsetzen. Wie viele Haarproben insgesamt gesammelt wurden und ob Wildkatzen darunter sind, erfahre ich in den nächsten Monaten.“
 

Hintergrund:

Schutzstatus der Wildkatze  

Der gesetzliche Schutz der Wildkatze im Naturschutz- und Jagdrecht konnte ihr Aussterben verhindern. Die Europäische Gemeinschaft führt die Wildkatze im Anhang IV der Fauna-Flora-Habitat (FFH-) Richtlinie auf. Sie ist somit eine Art von gemeinschaftlichem Interesse, die streng zu schützen ist. Erfreulicherweise erobern sich Wildkatzen Lebensräume zurück. Durch einen zunehmenden Populationsdruck in den Verbreitungszentren ist sie jedoch gezwungen, angrenzende geeignete Lebensräume aufzusuchen. Wildkatzenschutz bedeutet deswegen vor allem, geeignete Lebensräume zu schaffen und Wanderungen von Wildkatzen in einer überformten Landschaft zu ermöglichen. 
 

Projekt Wildkatzenwälder von morgen

Die Wildkatze fühlt sich besonders wohl in naturnahen Laub- und Mischwäldern. Das BUND-Projekt „Wildkatzenwälder von morgen“ verfolgt das Ziel, artenreichere und klimarobustere Lebensräume für sie zu schaffen. Dafür wertet der BUND mit seinen Partnern Wälder, Waldränder sowie Grünland nahe der Verbreitungsgebiete auf. Das Projekt wird gefördert im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz. 
 

BUND bildet Wildkatzenbotschafter*innen aus

Bereits seit 2008 engagiert sich der BUND Sachsen-Anhalt für den Schutz der Europäischen Wildkatze. In mehreren ländlichen Gebieten Sachsen-Anhalts erfasste der BUND bereits Wildkatzen. Darunter sind Populationen im Harz, an der Mittelelbe und im Vorfläming. Einem Lockstockbetreuer im Gebiet Vorfläming bei Coswig gelang es im Vorjahr gleich drei Wildkatzen nachzuweisen.

Schulungen und Vorträge zur Wildkatze werden vom BUND-Wildkatzenteam angeboten. Einmal jährlich führen sie zudem ein Wildkatzenbotschafter*innen-Seminar durch. Das nächste Seminar wird am 17. September 2024 in der Naturparkinformation des Naturpark Fläming e.V., Schloßstraße 13, 06869 Coswig (Anhalt) stattfinden. Die Teilnehmenden können mit dem erworbenen Wissen gemeinsam mit dem BUND in ihrer Region aktiv werden. Beispielsweise indem sie über die Wildkatzen aufklären, Lesungen für Kitas oder Schulen anbieten oder einen eigenen Lockstock betreuen. Melden Sie sich zum Seminar beim BUND-Wildkatzenteam in Sachsen-Anhalt per E-Mail an (wildkatze(at)bund-st.de).


Wildkatzen-Sichtung melden

Falls Sie eine Wildkatze beobachten, versuchen Sie, Video- und Fotoaufnahmen zu machen und melden Sie auch Totfunde bitte beim Wildkatzenbüro unter wildkatze(at)bund-st.de oder unter 0151 23537190. Jede Meldung hilft dem Schutz der Art sowie der Wissenschaft. Falls Sie sich nicht sicher sind, ob es sich nicht doch um eine verwilderte Hauskatze handelt, listet der BUND auf seiner Internetseite die wichtigsten Wildkatzenmerkmale auf: www.bund-sachsen-anhalt.com/wika-biologie.

Weiterführende Informationen:

Die Kindergruppe "Teufelsstein-Strolche" aus Schköna halfen dem BUND Sachsen-Anhalt 2024 bei dem Artenmonitoring der Wildkatze. Die zwölf Kinder im Alter zwischen drei und zwölf Jahren lernten bei Wildkatzennachmittagen in der alten Dorfschule viel über das Aussehen und das Verhalten der Katzen.
Die Kinder übernahmen die wöchentlichen Kontrolle der angerauten und mit Baldrian als Wildkatzen-Lockstoff präparierten Holzlatte. Diese wird als Lockstock bezeichnet. Vor der Linse der zusätzlich angebrachten Wildkamera waren Tiere wie Füchse, Dachse, Wildschweine, Baummarder und Rehe.

Zur Übersicht

BUND-Bestellkorb